„Toxic“-Rezension: Unerbittliches litauisches Teenie-Drama folgt Laufsteg-Träumen in einem konkreten Albtraum

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„Toxic“-Rezension: Unerbittliches litauisches Teenie-Drama folgt Laufsteg-Träumen in einem konkreten Albtraum

Als jemand, der einen erheblichen Teil meines Lebens damit verbracht hat, durch die tückischen Gewässer der Jugend und die damit verbundenen gesellschaftlichen Erwartungen zu navigieren, empfand ich „Toxic“ als eine klare, unerschütterliche Darstellung der harten Realitäten, mit denen junge Frauen auf ihrem Streben nach Akzeptanz konfrontiert sind. Die Kulisse des Films in einer litauischen Industriestadt ist so schmutzig und gnadenlos wie die Welt, die ich in meinen Teenagerjahren oft gespürt habe.


In der rücksichtslosen Welt der gemeinen Mädchen eines typischen Hollywood-Teenagerfilms wäre es eine Herausforderung, auch nur einen einzigen Morgen auf dem gnadenlosen Schulhof von „Toxic“ zu überleben. Dieser düstere Film, bei dem Saulė Bliuvaitė in ihrem Debütfilm Regie führte, spielt in einer litauischen Industriestadt, in der die Straßen schon bessere Zeiten gesehen haben. Der Film schildert unerschrocken die Strapazen und Selbstverletzungen, denen Mädchen ausgesetzt sind, die eine zwielichtige Modelakademie besuchen. Die Aussicht, zu einem noch so weit entfernten Ziel aufzubrechen, treibt diese jungen Frauen zu verzweifelten Taten wie extremen Diäten und Körperveränderungen. Trotz seines düsteren Themas bietet der Film Momente des Mitgefühls und des Humors, während in dieser düsteren Umgebung Freundschaften entstehen. Dieser Wettbewerbsbeitrag in Locarno hat das Potenzial für einen starken Festivalzirkus, mit Interesse von Verleihern, die auf ausgefallenere Arthouse-Produktionen spezialisiert sind.

Der Film „Toxic“ gibt von Anfang an einen bedrohlichen Ton an, als die 13-jährige Marija (gespielt von Vesta Matulytė) allein und sichtlich besorgt in der Umkleidekabine einer Schule steht, während ihre Klassenkameraden sie wegen ihres lebenslangen Hinkens grausam verspotten. Der von DP Vytautas Katkus verwendete hohe Kamerawinkel lässt Marija noch verletzlicher erscheinen, als ob sie in einem Labor unter einem Mikroskop festgehalten würde. Regisseur Bliuvaitė behält diese klinische Perspektive jedoch nicht immer bei. Der Wechsel des Films zwischen kalten, komponierten Szenen und energiegeladenen, dynamischen Szenen spiegelt Marijas schwankende Selbstwahrnehmung wider. Gelegentlich geht der Film in die verträumte, langsame Ästhetik von Musikvideos über, die die Zukunft darzustellen scheint, die Marija und ihre Kollegen sich vorstellen.

Ich bin gerade in eine namenlose Stadt gezogen, einen düsteren Ort voller Kiesgrundstücke, Betonblöcke und Fertighäuser, wo meine freigeistige Mutter mich bei meiner bescheidenen Floristen-Großmutter zurückgelassen hat. Da ich keine Freunde habe und nicht viel zu tun habe, sehe ich mich gezwungen, mich meinen Peinigern zu stellen, in der Hoffnung, etwas zu ändern. Nach einer heftigen Auseinandersetzung um eine Jeans, die ich gestohlen hatte, treffe ich endlich Kristina, ein zierliches Mädchen mit stacheligen Haaren und feurigem Geist (gespielt von Ieva Rupeikaitė). Im Gegensatz zu den oberflächlichen Tyrannen, die mich quälen, sieht sie etwas in mir, das sie nicht wahrhaben wollen: Ich bin groß und auf eine Weise auffällig, die Mädchen wie uns möglicherweise Türen öffnen könnte. In dieser kalten Stadt hat die äußere Schönheit mehr Wert als die innere, aber selbst ein einfaches Kompliment über mein Aussehen ist eine größere Freundlichkeit, als ich jemals erlebt habe.

1. Kristina hat sich einer Modelschule in der Nachbarschaft angeschlossen, deren tristes graues Gebäude zwar nicht nach viel aussieht, aber damit prahlt, Absolventen auf die Laufstege in Paris und Tokio zu schicken. Trotz ihrer Behinderung hatte Marija nie daran gedacht, als Model zu arbeiten, aber um mit ihrer neuen Bekanntschaft in Kontakt zu bleiben, beschließt sie, sich ebenfalls einzuschreiben. Zu ihrer Überraschung sticht sie als besonders talentierte Kandidatin heraus. Die Lernerfahrung ist eintönig, gefüllt mit endlosen Gehstunden und täglichen Körpermessungen, was den Gewichtsverlust belohnt. Dieser Fokus auf die Gewichtsabnahme ist so intensiv, dass sogar die dünne Kristina versucht, mehr zu verlieren, indem sie Mahlzeiten auslässt und einen Bandwurm vom Schwarzmarkt kauft, um die Gewichtsabnahme zu beschleunigen.

Als Frau, die sich jahrelang mit den harten Realitäten der Modebranche auseinandergesetzt hat, kann ich nicht anders, als entmutigt zu sein, wenn junge Frauen weiterhin unrealistische körperliche Standards haben, obwohl die Körperpositivität angeblich in der Populärkultur an Bedeutung gewinnt. Meine eigene Erfahrung ist ein Beweis für diese Tatsache.

Bluvaitės Drehbuch geht nicht ausführlich auf die düsteren Details einer Branche ein, die weithin als korrupt gilt. Stattdessen konzentriert sie sich auf die angespannte, komplizierte Bindung zwischen zwei Mädchen, die emotional voneinander abhängig werden, während sie sich gegenseitig in ihren tiefsten Unsicherheiten schüren und den Zuschauer darüber nachdenken lassen, ob eine potenziell schädliche Freundschaft besser ist als gar keine. Das außergewöhnliche Spiel der beiden Hauptdarsteller (Matulytė zeigt ein verhaltenes und ruhiges Auftreten, während Rupeikaitė einen Wirbelwind aggressiver, ängstlicher Energie ausstrahlt) lässt nach und nach erkennen, dass sie zwei Hälften eines stärkeren Ganzen bilden. Es ist eine Herausforderung, sich nicht berühren zu lassen, während Marijas und Kristinas Gefühle füreinander sich von einer Form der gegenseitigen Manipulation zu etwas Echterem und Verletzendem entwickeln: Hier gibt es keine glänzenden Freundschaftszauber, sondern nur zarte, mühsam erworbene Zuneigung.

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2024-08-17 15:46