In einem geschäftigen Einkaufsviertel von Belfast bemerkt die Filmemacherin Myrid Carten im hellen Sonnenlicht eine Frau, die zusammengesunken auf einer Bank liegt, ihren Kopf in einem grauen Kapuzenpullover versteckt und eine Flasche Rotwein in der Hand. Passanten ignorieren die bucklige Gestalt oder werfen einen kurzen Blick auf sie, bevor sie ihren Tag fortsetzen. Carten hält ihre Kamera fest, fixiert durch ein vertrautes, aber beunruhigendes Erkennen – denn die Frau ist niemand anderes als ihre Mutter Nuala, die Myrid nur an den hochhackigen Stiefeln an ihren wackeligen Beinen erkennt. Es wird kein Versuch unternommen, sich zu engagieren, es wird keine Begrüßung gegeben, es wird keine Bestätigung zurückgegeben. Später gesteht Carten, dass er Reue empfand, weil er ihre Mutter gefangen genommen hatte, als wäre sie eine Fremde, bevor er ging. Doch wie ihr eindringlicher, herzzerreißender Dokumentarfilm „A Want in Her“ später enthüllt, ist ihre Beziehung sowohl von sicheren als auch von unsicheren Distanzen geprägt. Distanz kann manchmal die Bindung eher bewahren als stärken.