„Stranger Eyes“-Rezension: Yeo Siew Huas eleganter, eindringlicher Thriller über Voyeurismus in einer Zeit der Überwachung

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„Stranger Eyes“-Rezension: Yeo Siew Huas eleganter, eindringlicher Thriller über Voyeurismus in einer Zeit der Überwachung

Als jemand, der unzählige Stunden damit verbracht hat, über Filme aus verschiedenen Teilen der Welt zu grübeln, kann ich getrost sagen, dass „Stranger Eyes“ von Yeo Siew Hua ein meisterhaftes Stück filmischer Geschichtenerzählung ist. Die komplexe Erzählung und die zum Nachdenken anregenden Themen des Films haben bei mir großen Anklang gefunden, insbesondere angesichts meiner eigenen Erfahrungen in dicht besiedelten Stadtgebieten, in denen Privatsphäre ein Luxus der Vergangenheit zu sein scheint.


Die Handlung scheint zunächst direkt Michael Hanekes „Caché“ entlehnt zu sein: Ein Paar ist verstört, als es in seinem Briefkasten eine anonyme DVD mit geheimen Aufnahmen seines Alltags erhält. Doch so wie sich Hanekes Film über einen herkömmlichen Horrorfilm hinaus zu komplexen gesellschaftspolitischen Themen entwickelte, befasst sich auch das rätselhafte und sich entwickelnde Psychodrama „Stranger Eyes“ mit Themen, die über einfache Fragen der Privatsphäre und Überwachung hinausgehen. Während ein Rätsel schnell gelöst wird, befasst sich die Erzählung mit tieferen, tiefergehenden Fragen über die menschliche Natur und Beziehungen und enthüllt nach und nach eine verborgene emotionale Zerbrechlichkeit unter ihrem polierten, kalten Äußeren

Im Jahr 2018 markierte Yeos Film „A Land Imagined“, der fluoreszierende Neo-Noir-Elemente kombinierte und in Locarno den Hauptpreis gewann, seinen Einstieg in die Autorenszene. Dieser Film, der nach seinem experimentelleren Debüt im Jahr 2009, „Im Haus aus Stroh“, erschien, zeigte eine Vorliebe für Erzählungen mit Genre-Untertönen, komplizierten Zeitsprüngen und einer sozialen Botschaft. Mit einem atmosphärischen und nichtlinearen Stil setzt „Stranger Eyes“ diesen Trend fort, legt jedoch mehr Wert auf Charakterentwicklung und emotionale Tiefe als auf komplexe Erzählakrobatik. Sollte es „A Land Imagined“ gelingen, einen Multi-Territorium-Vertrag mit Netflix abzuschließen, dürfte Yeos neuer Film nach seiner Premiere beim Wettbewerb in Venedig auch große internationale Aufmerksamkeit erhalten

In der geschäftigen Stadtlandschaft von Singapur, wo es aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte schwierig sein kann, Privatsphäre zu finden, bietet es einen faszinierenden Hintergrund für eine Geschichte über öffentliche Kontrolle und offengelegtes Privatleben. Die Hauptfiguren des Films, Junyang (Wu Chien-ho) und Peiying (Anicca Panna), wohnen in einem hoch aufragenden Wohnhaus, das von endlosen Gittern geprägt ist und an das Setting in „Rear Window“ erinnert, das zu ausgedehntem Peer-Watching im industriellen Maßstab anregt. Obwohl ihr Zuhause ihr Zufluchtsort ist, sind sie selten allein und leben mit Junyangs Mutter Shuping (Vera Chen) und ihrer kleinen Tochter Bo zusammen, was zu einer beengten Wohnsituation führt, die in dieser dicht besiedelten Gesellschaft jedoch nicht ungewöhnlich ist. Diese enge Vereinbarung hat die Beziehung zwischen Junyang und Peiying belastet

Bevor etwas Ungewöhnliches passiert, verschwindet Bo auf mysteriöse Weise spurlos, was schnell zu einer Krise führt. Daraufhin trifft eine verdächtige DVD ein, ähnliche DVDs erscheinen später. Diese Videos zeigen alltägliche Aktivitäten sowie persönliche, private Momente. Die Verfolgung des Paares und die offensichtliche Entführung ihres Kindes scheinen miteinander verbunden zu sein, doch der ermittelnde Beamte Zheng (Jeff Teo) liefert kaum nützliche Informationen. Als ob es in der Stadt nicht schon überall Überwachung gäbe, installieren sie vor ihrer Tür eine Überwachungskamera

Ohne zu viel zu verraten, führt die Spion-gegen-Spion-Taktik sie schließlich zu Wu, einem Mann mittleren Alters mit melancholischen Augen, der in einer Wohnung gegenüber von ihnen wohnt und bei seiner älteren Mutter lebt. Die unheimlichen Aufnahmen sind zwar kein gerade irreführender Hinweis, aber sie sind nur der erste Schritt in einem seltsamen, ausweichenden Spiel vorsichtiger menschlicher Interaktion. Dieser Tanz führt dazu, dass sowohl Junyang als auch Peiying einander vorsichtig als Fremde betrachten. Währenddessen offenbart die andauernde Jagd nach ihrer Tochter ihre zugrunde liegenden Unsicherheiten als Partner und Eltern

Zunächst hat man vielleicht das Gefühl, den Rhythmus des Films verstanden zu haben, doch dann kommt es immer wieder zu unerwarteten Wendungen, gekonnt umgesetzt von Cutter Jean-Christophe Bouzy, der für seine extravaganteren Kooperationen mit Julia Ducournau bekannt ist. Diese zeitliche Manipulation lässt uns vorübergehend verwirrt über den Fluss der Zeit und ihre Richtung zurück. Während sich die Erzählung ausführlicher entfaltet und Aspekte des Familienlebens enthüllt, offenbart die aufdringliche Perspektive eines Außenstehenden, dass Junyang und Peiying sich kaum jemals wirklich aus der Nähe gesehen haben

Im Film „Stranger Eyes“ ist von Anfang an klar, dass Wu, dargestellt vom angesehenen taiwanesischen Schauspieler Lee, nicht nur eine typische Figur ist. Dies gilt insbesondere, da diese Rolle außerhalb seiner langjährigen Partnerschaft mit Tsai Ming-liang eine seiner einflussreichsten zu sein scheint. Die Tiefe von Lees düsterem und traurigem Schauspiel verleiht dem Film, der bereits eine scharfe Erzählstruktur, stilvolle Kinematographie und zeitgenössische Angst vor Technologie aufweist, eine unterschwellige emotionale Ebene. Während die Geschichte ihren Fokus auf Wu und seine einsame, bedrückende Isolation sowie auf die verschiedenen distanzierten, einseitigen Beziehungen verlagert, die er aufbaut, um das Gefühl der Einsamkeit zu bekämpfen, verleiht Lees Anwesenheit dem Film eine reiche emotionale Quelle

Als Filmliebhaber würde ich es so umformulieren: „In ‚Stranger Eyes‘ untersucht der Regisseur meisterhaft ein umfassenderes Thema – das allmähliche Verschwinden der Privatsphäre aufgrund endloser Bildschirme und Objektive, das unsere Gesellschaft zu zerreißen scheint.“ Zheng warnt das Paar auf subtile Weise und deutet an, dass jemand, der genau genug beobachtet wird, irgendwann jemand werden könnte, den man nicht möchte, selbst wenn er nicht von vornherein kriminell wäre bietet ein ergreifendes, leicht melancholisches Porträt der Charaktere und eine Ode an eine vergangene Zeit, in der die Gemeinschaft stark und das Vertrauen groß war.“

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2024-09-05 23:17